AWO-Präsident Michael Groß informiert sich über die Quartiersarbeit im AWO Seniorenzentrum Niederzier

Für mehr Zusammenhalt – Raus aus Einsamkeit und Armut

Das Schwätzchen beim Bäcker, die gemütliche Runde beim Bierchen oder die Vereinssitzung im örtlichen Gasthaus – all das ist im ländlichen Raum schwierig geworden, weil es den Bäcker und die Dorfkneipe längst nicht mehr gibt. Während die infrastrukturellen Angebote im Nahraum weniger werden, wächst die Zahl einsamer Menschen. „Einsamkeit ist ein existenzielles Problem“ sagt Michael Widdau, Einrichtungsleiter des AWO Seniorenzentrums in Niederzier. „Hier in Niederzier bietet die AWO Lösungen für ganz unterschiedliche Zielgruppen an. Weder das Lebensalter, noch Armut oder Herkunft dürfen ein Grund für soziale Isolation sein“.

Das AWO-Quartier im Ortsteil Huchem-Stammeln umfasst das AWO-Seniorenzentrum, ein Wohngemeinschaftshaus für Senioren, eine Tagespflege und eine Kindertagesstätte. Die verschiedenen Bereiche tauschen sich aus und helfen einander – so lesen Bewohnerinnen aus dem Wohngemeinschaftshaus den Kindern in der Kita vor, während die Kita-Kinder jede Menge Fröhlichkeit und Umtriebigkeit ins Viertel bringen. Im Veranstaltungsraum des Gebäudekomplexes treffen sich verschiedene Gruppen, wie z. B. die der pflegenden Angehörigen, der Seniorentreff, der Club der Behinderten und ihrer Freunde, es wird Offenes Singen angeboten und ein interkultureller Kochclub wird gerade geplant. Feste werden immer groß gefeiert und dienen den Menschen aus dem gesamten Gemeindegebiet als Treffpunkt für Groß und Klein. Dabei kümmert sich das Seniorenzentrum keineswegs nur um die Älteren in unserer Gesellschaft. Seit 2015 ist die Hilfe für Geflüchtete fester Bestandteil der Quartiersarbeit des AWO Seniorenzentrums und ein wichtiger Teil der Integrationsarbeit in der Gemeinde.

Das Herz der Quartiersarbeit ist die Vernetzung der vielen einzelnen Gruppierungen, Interessenvertretungen und Vereine untereinander und der gute Kontakt zur Gemeindeverwaltung. So werden Ressourcen gebündelt und es entsteht ein gutes Miteinander.

Der Besuch aus Berlin zeigte sich beeindruckt von den Aktivitäten vor Ort. Besonders, dass in allen Fällen versucht wird, die Angebote für die Teilnehmenden kostenfrei oder so kostengünstig wie möglich anzubieten, damit auch Menschen mit wenig Geld teilnehmen können. Der AWO-Präsident Michael Groß skandalisiert an dieser Stelle, dass Armutsbetroffene besonders gefährdet sind in Einsamkeit zu rutschen. Er sagt: „Steigende Preise führen dazu, dass sich arme Menschen mehr aus dem öffentlichen Raum und von gemeinschaftsstiftenden Institutionen zurückziehen müssen. Armut kostet Kraft. Finanzielle Armut führt nachweisbar zu mehr Isolation, während die soziale Infrastruktur aufgrund steigender Kosten und Aufgabenüberforderungen bröckelt. Ohne schnelle politische Intervention und eine nachhaltige Ausgestaltung sozialer Arbeit droht ein wachsender Teil der Bevölkerung abgehängt zu werden. Das ist unseres Sozialstaats unwürdig.“

Der Besuch des AWO-Präsidenten war Teil der Kampagne Zuhören. Verstehen. Handeln. Neben dem Ehrfahrungsaustausch ging es insbesondere um aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen in der freien Wohlfahrtspflege. Die AWO ist besorgt über zunehmende Vereinsamung in der Gesellschaft und warnt vor den Folgen wachsender Armut. Von politischen Entscheider*innen fordert die Arbeiterwohlfahrt, endlich zu handeln.

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