Arm trotz Arbeit

Freie Wohlfahrtspflege NRW veröffentlicht Arbeitslosenreport

Der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW zeigt, dass mehr als 22,7 Prozent der SGB II- Leistungsempfänger*innen im Bezirksgebiet der AWO Mittelrhein sogenannte Aufstockende sind. Der größte Teil davon ist trotz Erwerbstätigkeit auf Grundsicherungsleistungen angewiesen. Ein geringerer Teil erhält Sozialleistungen wie Kranken- oder Arbeitslosengeld.

Die Vorsitzende des AWO Bezirksverbands Mittelrhein, Sabine von Homeyer, sagt dazu: „Es ist skandalös, dass so viele Menschen aufstockende Leistungen beim Jobcenter beantragen müssen.” Der Anteil derer, die zusätzlich zu ihrem sozialversicherungspflichtigen Lohnentgelt noch Hartz IV beantragen müssen, lag im Bezirksgebiet der AWO Mittelrhein 2010 noch bei etwa 9 Prozent. 2021 lag der Anteil bei 11 Prozent.

Dazu passt, dass das mittlere Einkommen in NRW im Vergleich zum Bund weniger stark steigt. „Das ist Ausdruck des Verlustes von hochqualifizierten und gut bezahlten Industriearbeitsplätzen und der Ausweitung von billigen Dienstleistungsjobs. Das geschieht in NRW ausgeprägter als anderswo in Deutschland“, so von Homeyer. „Wir brauchen dringend eine Aufwertung von Arbeitsplätzen, vor allem im häufig schlecht bezahlten Dienstleistungsbereich.“

Der wachsende Niedriglohnsektor sorgt dafür, dass bei immer mehr Menschen das Einkommen nicht zur Versorgung der Familie ausreicht. Schon jetzt Schon jetzt verdienen im Bezirksgebiet der AWO Mittelrhein 9 Prozent der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten lediglich 2.000 Euro brutto pro Monat und weniger. Und unter denen verdienen Frauen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit besonders schlecht. Der Frauenanteil im Niedriglohnsektor ist mit 15 % mehr als doppelt so hoch wie der der Männer (7 %). Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit stehen mit 21 % im Vergleich sogar dreifach schlechter da als Deutsche. Und das nicht nur im Niedriglohnsegment. Zu erklären sei das nur in Teilen mit fehlenden Qualifikationen bei Zugewanderten, so von Homeyer. „Es scheint offensichtlich, dass es strukturelle Diskriminierungen bei der Entlohnung gibt, indem Frauen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit für die gleichen Jobs schlechter bezahlt werden. Hier muss der Gesetzgeber stärker aktiv werden, um gerechte und angemessene Bezahlung aller Menschen zu gewährleisten. Zudem braucht es mehr Kinderbetreuungsangebote, damit sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen.“

Hintergrundinformationen

Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Er erscheint mehrmals jährlich. Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und zur Zahl der Personen in Bedarfsgemeinschaften, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Der Arbeitslosenreport NRW sowie Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet heruntergeladen werden.

www.arbeitslosenreport-nrw.de

In der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW haben sich 16 Spitzenverbände in sechs Verbandsgruppen zusammengeschlossen. Mit ihren Einrichtungen und Diensten bieten sie eine flächendeckende Infrastruktur der Unterstützung für alle, vor allem aber für benachteiligte und hilfebedürftige Menschen an. Ziel der Arbeit der Freien Wohlfahrtspflege NRW ist die Weiterentwicklung der sozialen Arbeit in Nordrhein-Westfalen und die Sicherung bestehender Angebote. Die Freie Wohlfahrtspflege NRW weist auf soziale Missstände hin, initiiert neue soziale Dienste und wirkt an der Sozialgesetzgebung mit.

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