Selbstbestimmtes Leben – auch mit Demenz?

Die ZDF-Sendung „Aspekte“ dreht im AWO Seniorenzentrum Süssendell

Über die Ausstellung zum Thema „Das Gehirn in Kunst und Wissenschaft“ in der Bundeskunsthalle Bonn wurde das ZDF Kulturmagazin Aspekte auf das AWO Seniorenzentrum Süssendell aufmerksam. Das Team um Moderatorin Katty Salié berichtet aus der Altenhilfeeinrichtung mit Dorfcharakter über die Selbstbestimmung bei Menschen mit Demenz.

Etwa 1,6 Millionen Menschen in der Bundesrepublik sind an Demenz erkrankt – mit stark steigender Tendenz. Die physiologischen Prozesse der komplexen Erkrankung werden intensiv wissenschaftlich erforscht. Auf die Frage: „was bleibt in der Wahrnehmung dementiell veränderter Menschen?“ suchte das Fernsehteam Antworten im 2016 eröffneten AWO Seniorenzentrum Süssendell. Mitten in der Natur der Kupferstadt Stolberg am Fuße des Nationalparks Eifel gelegen, ist die Senioreneinrichtung ganz auf die Bedürfnisse von dementiell erkrankten Menschen ausgerichtet.

An Demenz Erkrankte zeigen manchmal ein stark herausforderndes Verhalten. Die Altenhilfeeinrichtung greift dies in ihrem pflegerischen und architektonischen Konzept auf. Sie geht auf Verhaltensweisen wie Hin-/Weglauf-Tendenzen, starken Bewegungsdrang oder auch aggressives Verhalten ein und bietet den Menschen Lösungen an. Eine feste Tagesstruktur vermittelt Sicherheit, gemeinsame hauswirtschaftliche Tätigkeiten wecken Erinnerungen, das gemeinsame Mittagessen oder der Duft von gebackenen Kuchen, erzeugen das Gefühl der Geborgenheit.

Freiräume für Individualität

Eingeschossige Gebäude machen es einfach einen kleinen Spaziergang zum Dorfplatz zu unternehmen. Eine Werkstatt, ein Streichelzoo und der Friseur bieten Möglichkeiten zur Beschäftigung, zum Austausch und zu sinnstiftenden Tätigkeiten. Individuelle, sensible Herausforderungen sollen die Bewohnerinnen und Bewohner anregen und den Verlauf der Demenzerkrankung verzögern. Auf dem weitläufigen Gelände können die sie in sicherer Umgebung ihren Bewegungsdrang ausleben, ohne das Gefühl zu haben, eingegrenzt zu sein.

Den Menschen sehen – nicht das Alter

Der Verlauf der Demenz ist oftmals durch den Verlust motorischer und verbaler Fähigkeiten bis zur Immobilität gekennzeichnet. Die Menschen driften ihre eigenen Realität.

Für das multiprofessionelle Planungsteam um die Architektin Sabine von Homeyer war bei der Konzeption des Seniorenzentrums wesentlich, die Menschen nicht über ihre alters- und krankheitsbedingten Defizite zu betrachten, sondern sie dort abzuholen, wo sie gerade stehen und ihnen ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Die ganzheitliche Sichtweise der Menschen mit altersbedingten Einschränkungen zieht sich durch alle Lebens- und Arbeitsbereiche im Seniorenzentrum und bietet den Bewohnerinnen und Bewohnern auch in der letzten Lebensphase Freiraum für Neues. Sei es der tägliche Spaziergang mit den Eseln oder Schafen, neue Freundschaften oder das Erleben der Natur im Jahreslauf.

Veränderungen sensibel aufgreifen

Der demente Mensch verliert nicht den Verstand, der Körper verändert sich und damit auch seine Bedürfnisse. Diese sensibel aufzugreifen, in der Architektur, der Ausstattung und im Pflegekonzept der Einrichtung, ist die Grundidee des AWO Seniorenzentrums mit Dorfcharakter in Süssendell. Sabine von Homeyer blickt sechs Jahre nach der Eröffnung aus Betreibersicht auf die Einrichtung. Als Vorständin des AWO Bezirksverbands Mittelrhein und Geschäftsführerin der AWO Gesellschaft für Altenhilfe kann sie heute auch aus dieser Perspektive bestätigen, dass es sich auszahlt, bereits im Planungsprozess achtsam auf die Bedürfnisse der betreuten Menschen einzugehen und dafür längere aber innovativere Konzeptionsentwicklungen in Kauf zu nehmen.

Das Team von Aspekte gab nach seinem Besuch im AWO Seniorenzentrum Süssendell die Rückmeldung, dass sie von dieser besonderen Einrichtung begeistert waren und positive Impressionen mit nach Hause nehmen.

Das Besondere des AWO Seniorenzentrums Süssendell ist für Sabine von Homeyer vor allem den hoch motivierten Teams anzurechnen. Sie fasst das Konzept des selbstbestimmten Lebens mit Demenz so zusammen: Durch die Unterstützung der Mitarbeitenden in Verbindung mit der sensibel gestalteten Umgebung, entsteht, auf berührende Art und Weise, eine Atmosphäre, in der das Leben in Gemeinschaft zum Wohl aller gelingt. Dafür bin ich den Beteiligten sehr dankbar.

Zurück zur Übersicht