Der Pflege den Rücken stärken
Wie die AWO Mittelrhein ihre Mitarbeiter mit neuster Technik unterstützt
Der AWO Bezirksverband Mittelrhein e.V. testet den Einsatz von Exoskeletten in der Pflege. Und das mit Erfolg: In vielversprechenden Pioniereinsätzen stößt die Technologie auf begeisterte Anwender*innen.
„Das ist eine ganz neue Art zu pflegen“, meint Christoph Blatzheim. Er ist Pflegeleitung des mobilen Pflegediensts der AWO Mittelrhein in Düren und hat in seinem Berufsleben bereits zahlreiche Patient*innen gepflegt. Eine schöne Arbeit, erzählt er weiter – aber immer einfach ist sie nicht: „Bücken, Heben und schwer tragen, das sind stetig wiederkehrende Bewegungen in der Pflege.“
Folgenlos bleibt das nicht: Rückenbeschwerden sind eine der häufigsten Gründe für Krankheits- und Ausfalltage in der Sozialwirtschaft. Denn gerade therapeutische und pflegerische Tätigkeiten führen zu starken Belastungen im Rücken – ebenso wie schwere Hebe- und Tragearbeiten in der Haustechnik. Das strengt nicht nur die Mitarbeiter*innen der Pflegeeinrichtungen selbst an. Auch die Personaldecke wird durch die krankheitsbedingten Ausfälle zusätzlich strapaziert.
Mehr Gesundheitsschutz durch Innovation
Doch eine neue Technologie verspricht Linderung: Arbeitsbedingte Rückenschmerzen könnten bald der Vergangenheit angehören. Seit Oktober 2024 testet die AWO Mittelrhein Exoskelette als Hilfsmittel. Die Geräte können bei allen Arbeiten eingesetzt werden, die den Rücken beanspruchen. Mit Erfolg: Bereits in zahlreichen Bereichen hat die AWO Mittelrhein die Modelle der Firma Help Tech in je vierwöchigen Phasen getestet - darunter in der mobilen und stationären Pflege sowie in der Eingliederungshilfe, Haustechnik und einer Kindertagesstätte. Bereits rund 120 Mitarbeiter*innen konnten bislang von den innovativen Exoskelette profitieren.
Auch bei Christoph Blatzheim und seinen Kolleg*innen sind die Exoskelette seit nunmehr vier Monaten im Einsatz. Er kann sich gut vorstellen, die Exoskelette in den Pflegealltag einzubinden: „Besonders bei körperlich schweren Versorgungen ist die zusätzliche Unterstützung sehr sinnvoll“. Gerade wenn, die Bewohner*innen keine anderen Hilfsmittel zur Pflege, wie etwa einen Lifter, akzeptierten, seien die Exoskelette eine wichtige Entlastung. Auch bei den Patient*innen selbst kämen die neuartigen Geräte gut an: „Sie fanden diese Skelette sehr interessant“, erklärt Blatzheim.
Bei den getesteten Geräten handelt es sich um sogenannte passive Exoskelette. Sie besitzen keine eigene Energiequelle, sondern nutzen biomechanische Prinzipien, mit denen die Belastungen in den Rückenmuskeln ins umliegende Gewebe abgeleitet werden. Damit unterscheidet sich das Modell „BionicBack“ grundlegend von anderen Exoskeletten, die mit elektrischem Motor betrieben werden. So ermöglicht „BionicBack“ den Anwender*innen mit einem Gewicht von nur sechs Kilogramm maximale Flexibilität bei größtmöglicher Entlastung.
Technik für die Zukunft der Pflege
Besonders in Anbetracht wachsender Herausforderungen für die Pflege könnten Exoskelette in Zukunft wichtige Unterstützung leisten. So können sie etwa krankheitsbedingte Ausfälle und Berufsunfähigkeiten vorbeugen. Außerdem versprechen die „BionicBacks“ Arbeitsbelastungen der Pflegekräfte zu verringern und somit Jobs in der Pflege attraktiver zu gestalten.
„Der Einsatz der Exoskelette ist ein wegweisender Schritt in die Zukunft der Pflege. Sie ermöglichen uns, die Gesundheit unserer Mitarbeiter*innen zu schützen und somit unseren Klient*innen die beste Betreuung zu bieten“, erklärt Barbara Sowinski-Dizayee, Geschäftsführerin der AWO GESA GmbH.
Pflegeleiter Christoph Blatzheim ist zuversichtlich: Er sieht in den Exoskeletten eine Chance für alle körperlich anstrengenden Berufsbilder: „Die Skelette sind genau die Entlastung, die wir und unsere Kolleg*innen brauchen.“