Das starke Hilfenetz der AWO

AWO Bezirksverband Mittelrhein - ein Jahr nach der Flut

Auch ein Jahr nach der Flut sind in den Hochwassergebieten noch viele Fenster mit Brettern vernagelt, Ladenlokale stehen leer. Wo die Zerstörung zu groß war, wo die Kraft und das Geld für eine Sanierung nicht reichte, erinnern Lücken in den ehemals eng geschlossenen Häuserzeilen der Ortskerne an die verheerenden Auswirkungen des Juli-Hochwassers 2021.

Vor einem Jahr ließ Starkregen von bis zu 150 Litern pro Quadratmeter in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen Bäche und Flüsse über die Ufer treten und überflutete ganze Ortskerne. Autos wurden weggerissen, Wohnhäuser zerstört, Kindergärten konnten nicht mehr betrieben werden, ein Seniorenheim wurde für lange Zeit evakuiert. Mehr als 183 Menschen starben (134 in Rheinland-Pfalz und 48 in Nordrhein-Westfalen), Zehntausende verloren ihr Hab und Gut. Die AWO am Mittelrhein half sofort – und ist immer noch für die Menschen in den Hochwassergebieten da.

Schnelle Hilfe

Neben den großen Hilfsorganisationen Aktion Deutschland hilft und AWO International startete auch die AWO Rheinlandstiftung des AWO Bezirksverbands Mittelrhein sofort einen Spendenaufruf. Mit einer „schnellen Hilfe“ in Höhe von 500,- Euro pro Haushalt, leitete sie alle ihr zugegangenen Mittel zu 100 % an Hochwasserbetroffene weiter damit schnell die wichtigsten Dinge beschafft werden konnten: eine Waschmaschine, eine Grundausstattung an Kleidung, Drogerieartikel für die ganze Familie oder die Miete für den Bautrockner. Schon zwei Wochen nach der Katastrophe wurde mit der Auszahlung der „schnellen Hilfe“ der AWO Rheinlandstiftung begonnen. Acht Wochen nach der Katastrophe waren über 1.100 Hilfeanträge positiv beschieden und ausbezahlt.

Unmittelbar nach der Katastrophe gingen die Mitarbeitenden der AWO Kreisverbände und des AWO Bezirksverbandes und vor allem Ehrenamtliche der AWO in den Hochwassergebieten von Haus zu Haus und sprachen die Menschen dort aktiv an. AWO Mitarbeitende nutzten ihre Teamtage und fuhren in ihrer Freizeit teilweise weite Strecken um mit Schaufeln und Bohrhämmern mit anzupacken.

Fluthilfebüros als Rettungsanker

Im Bezirksgebiet der AWO Mittelrhein wurden in Schleiden, Eschweiler, Siegburg, Heinsberg und Engelskirchen AWO-Fluthilfebüros eingerichtet. Durch die aktive Unterstützung von ehrenamtlich aktiven Ortsvereinsmitgliedern und über die Antragstellung in den Beratungsbüros konnten von der AWO Mittelrhein bislang rund 3,4 Millionen Euro Spendengelder aus „NRW hilft!“ und von „AWO International“ an Betroffene ausbezahlt werden. Nach und neben der finanziellen Hilfe unterstützt der AWO Bezirksverband Mittelrhein mit Mitteln aus „AWO International“ und der „Aktion Deutschland hilft“ auch mehrere längerfristige Hilfsprojekte. Für Betroffene und Helfer*innen gibt es bei seelischen Problemen zwei unterschiedliche, kostenlose Beratungsangebote, einen ehrenamtlicher Fahrdienst für Bedürftige und ein Angebot für hochwassertraumatisierte OGS-Kinder und Mitarbeitende in Weisweiler.

Wie wichtig diese Hilfsangebote sind beschreibt Elisa Frauenkron vom Fluthilfebüro Schleiden. „Viele der Menschen, die zu uns gekommen sind und noch immer zu uns kommen sind zutiefst traumatisiert und mit der Antragstellung auf staatliche Hilfsgelder völlig überfordert. Für diese Menschen sind wir da, wir helfen beim Ausfüllen von Anträgen, geben Rat und hören zu. Gerade alte oder körperlich eingeschränkte Menschen haben es besonders schwer und sind manchmal sehr verzweifelt. Für sie sind die Flutbüros echte Rettungsanker.“

Hilfe beim Eigenanteil

Bei der staatlichen Wiederaufbauhilfe des Landes NRW müssen Hochwassergeschädigte einen Eigenanteil in Höhe von 20 Prozent leisten. Gemeinsam mit Aktion Deutschland Hilft unterstützt der AWO Bezirksverband Mittelrhein Hochwasserbetroffene durch Spendenmittel von Aktion Deutschland Hilft und AWO International, den Eigenanteil zu stemmen, denn angesichts der immensen Schäden kann dieser sehr hoch ausfallen(20 Prozent). Auch bei der Beantragung dieser Mittel helfen die Regionalen Flutbüros.

Katastrophenschutz ausbauen

Michael Mommer, Vorsitzender des AWO Bezirksverbands Mittelrhein, zeigt sich auch ein Jahr nach der Katastrophe tief bewegt. Er sagt: „Die Katastrophe hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass es die AWO gibt. Wir helfen wo es uns möglich ist. Doch unsere Gedanken sind auch bei denen, die bei der Flut ums Leben gekommen sind und bei denen, die geliebte Menschen verloren haben. Die Bilder nach dieser Flut haben uns mit Brutalität verdeutlicht, dass der Klimawandel auch in Deutschland angekommen ist und wir nicht ausreichend auf derartige Katastrophen vorbereitet sind. Wir fordern deshalb ein entschlossenes Vorgehen, die Klimakrise und ihre Folgen zu bremsen. Der Hochwasser- und Katastrophenschutz in NRW muss dringend ausgebaut, die Warnsysteme müssen verbessert und das Ehrenamt gestärkt werden.“