Für eine Schule ohne Ausgrenzung: Intersektionaler Fachtag in Köln
Am 5. Februar 2025 findet im Forum Volkshochschule im Museum am Neumarkt, Köln, der „Intersektionale Fachtag zum Diskriminierungsschutz an Schulen“ statt. Diese Veranstaltung widmet sich der Prävention und dem Abbau von Diskriminierung im schulischen Kontext. Ziel ist es, strukturelle und individuelle Formen von Ausgrenzung zu reflektieren und konkrete Ansätze zu deren Abbau zu entwickeln.
Schulministerin Dorothee Feller wird auf dem Fachtag ein Grußwort sprechen. Sie betont: „An unseren Schulen müssen sich alle Kinder und Jugendlichen akzeptiert, respektiert und wohl fühlen können. Ich bin unseren Lehrkräften und allen am Schulleben Beteiligten dankbar, dass sie sich täglich in diesem Sinne an unseren Schulen engagieren. Eine Reihe von Initiativen trägt dazu bei, gegenseitigen Respekt und Anerkennung von Vielfalt weiter zu vertiefen. Gleichwohl bleibt das Thema eine Daueraufgabe, die sich jeden Tag neu stellt. Wir unterstützen Schulen und Lehrkräfte aktiv dabei, jegliche Arten von Diskriminierung frühzeitig zu erkennen, konsequent entgegenzuwirken sowie Kinder und Jugendliche vor Ausgrenzung und Gewalt zu schützen. Die Zusammenarbeit von Schule mit Schulsozialarbeit und Schulpsychologie leistet hier einen entscheidenden Beitrag. Der heutige Fachtag schärft das Bewusstsein dafür, dass sich Diskriminierung gegen mehrere Merkmale eines Menschen richten kann. Das bedeutet umso mehr, dass wir uns konsequent für Vielfalt und ein friedliches Miteinander einsetzen müssen.“
Diskriminierungsschutz als gesellschaftliche Aufgabe
Diskriminierung hat vielfältige Gesichter, die sich in der Gesellschaft und somit auch an Schulen niederschlagen können: Rassismus, Queerfeindlichkeit, Klassismus, Antisemitismus oder Ableismus – oft wirken diese Formen intersektional, das heißt, sie überlagern und verstärken sich gegenseitig. Der Fachtag möchte dazu beitragen, diese komplexen Zusammenhänge sichtbar zu machen und Lösungen auf individueller und struktureller Ebene zu entwickeln.
„Der Großteil von Kindheit und Jugend wird in der Schule verbracht. Alle dort tätigen Menschen haben somit Einfluss auf die Zukunft dieser Kinder und Jugendlichen und auf die Weise wie sich unsere Gesellschaft entwickeln wird. Wenn wir grundsätzliche Werte wie Würde und Achtung wirklich leben wollen, dann müssen besonders die Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter*innen den Diskriminierungsschutz ernster nehmen denn je und Vielfalt, Respekt und Chancengerechtigkeit ganz selbstverständlich im Schulalltag vorleben. Diese Dinge sind nicht in Projekten oder Modellversuchen umzusetzen, sondern müssen Teil einer professionellen Haltung sein“, so Keynotespeakerin Prof.in Dr.in Nicole Tigges, Fachhochschule Dortmund.
Vielfältiges Programm: Von Theorie zu Praxis
Der Fachtag bietet ein vielseitiges Programm, das von theoretischen Impulsen bis hin zu praxisorientierten Workshops reicht. Die acht Workshops widmen sich einem breiten Themenspektrum. Hier ein kurzer Einblick:
Workshop 1: Auf Seiten der Schüler*innen: Diskriminierung und Adultismus in der Schule
Madalena Bothe, Referentin BANDAS: „Adultismuskritik hinterfragt die gängigen Schulordnungen, Klassenregeln und die Interaktion mit Schüler*innen. Wir müssen Kinder und Jugendliche im Schulalltag ernster nehmen.“
Workshop 3: Das Programm Schule der Vielfalt: Queerfeindlichkeit begegnen
Angelika Bensch und Nicolai Domscheit, Referent*innen Schule der Vielfalt: „Queerfeindlichkeit in der Schule erfordert entschlossenes Handeln und klare Haltung. Durch Aufklärung, Sensibilisierung und gezielte Antidiskriminierungsarbeit können Vorurteile abgebaut werden. Lehrkräfte sollten auf abwertende Äußerungen konsequent und professionell im Rahmen ihres Bildungs- und Erziehungsauftrages reagieren und eine wertschätzende Atmosphäre schaffen. Das Antidiskriminierungsprogramm Schule der Vielfalt leistet hierbei einen wichtigen Beitrag gegen Ausgrenzung und für ein respektvolles Miteinander.“
Workshop 4: Konzeption einer Schule zu Inklusion
Vivian Breucker, Lernbegleiterin OSK – Offene Schule Köln: "Es geht uns nicht darum, Menschen an eine vermeintliche „Norm“ anzupassen. Unser Ziel ist eine Gesellschaft, in der Vielfalt die Norm ist. Auf unserem Bildungscampus der Offenen Schule Köln arbeiten wir daran, diese Vision von Vielfalt als Realität zu gestalten." Hannah Poqué, Lernbegleiterin OSK – Offene Schule Köln: „Meine Vision: Eine Schule, die echtes Lernen fördert, für Empowerment sorgt und stärkt. Eine Schule mit zukunftsweisender Bildung in unserer komplexen und digitalen Welt. Eine Schule, die Verantwortung übernimmt – als Ort des Lernens und Verlernens.“
Workshop 6: Couragearbeit – intersektional denken
Farah, Schülerin aus Aachen: „Diskriminierung und Rassismus verschwinden nicht von allein – sie erfordern Engagement, Bildung und Kommunikation. Unser Workshop bietet die Chance, miteinander zu lernen, Vorurteile abzubauen und eine inklusive Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Es liegt an uns, Verantwortung zu übernehmen und eine positive Veränderung zu bewirken. Gemeinsam können wir einen echten Unterschied machen.“ Jennifer, Schülerin aus Aachen: „Es ist wichtig, jetzt etwas zu verändern und das nicht nur für kurze, sondern auf langfristige Sicht, damit wir gemeinsam die Schule ein kleines Stück besser machen können.“
Valerie, Schülerin aus Aachen: „Der Workshop ist ein Zentrum für motivierte Menschen, welcher ihnen hilft, über ihren Horizont hinaus zu wachsen. Themen wie Diskriminierung und Rassismus müssen kontinuierlich aktualisiert werden, da sich Gesellschaft und Normen ständig verändern. Nur durch stetige Reflexion und kritischem Denken können wir effektiv gegen die Stigmatisierung verschiedener Menschen ankämpfen.“
Perihan, Schülerin aus Aachen: „Gerade in einer Zeit, in der rassistische Einstellungen und Diskriminierung wieder offener gezeigt werden, ist es wichtiger denn je, in Schulen über Rassismus aufzuklären. Bildung ist der Schlüssel, um Vorurteile zu erkennen, Vielfalt wertzuschätzen und Zivilcourage zu fördern. Es geht darum, junge Menschen zu sensibilisieren, Empathie zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen – für eine Gesellschaft, in der Respekt und Gleichberechtigung nicht nur Worte sind, sondern gelebte Werte. Ich lege es jedem ans Herz, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, denn nur gemeinsam können wir gegen Hass und Ausgrenzung vorgehen.“
Workshop 7: Vielfalt sichtbar machen: AGs für queere Schüler*innen und Allies
Rahel Hornung, AG-Netzwerk OSQAR e.V. – Offenes Schüler:innennetzwerk
Queerer AGs für Respekt: „LGBTQ+ AGs schaffen Räume, die queeren Schüler*innen oft schmerzlich fehlen – Orte der Gemeinschaft, des Schutzes und der Selbstentfaltung. Wir möchten alle ermutigen und befähigen, sich diesem Projekt zu widmen. Über den gegenseitigen Erfahrungsaustausch im Netzwerk und unsere Unterstützung möchten wir es weit möglichst vereinfachen, eine vielfältige Zukunft für Schulen zu gestalten.“
Die praxisnahen Workshop-Formate bieten den Teilnehmenden Raum, eigene Erfahrungen einzubringen, Handlungsstrategien zu erarbeiten und Netzwerke zu knüpfen. Ein Awareness-Team wird die Veranstaltung begleiten, um sicherzustellen, dass alle Teilnehmenden sich wohl und gehört fühlen.
Ein starkes Netzwerk gegen Diskriminierung
Der Fachtag wird von einem breiten Netzwerk getragen, darunter die Antidiskriminierungs-Beratungsstellen BANDAS und SABRA, das Schulnetzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, die Landes-Schüler*innen-Vertretung NRW, die AG Queer der GEW NRW sowie das Antidiskriminierungsprogramm „Schule der Vielfalt“. Die Initiator*innen betonen, dass Diskriminierungsschutz eine Aufgabe für alle ist: „Es braucht klare gesetzliche Rahmenbedingungen, präventive Maßnahmen und ein gesellschaftliches Umdenken. Nur so können wir Schulen als diskriminierungsfreie Räume gestalten.“
Veranstaltungsdetails
Datum: Mittwoch, 5. Februar 2025
Zeit: 9:30 bis 16:00 Uhr
Ort: FORUM Volkshochschule im Museum am Neumarkt, Cäcilienstr. 29-33, 50667 Köln
Die starke Teilnahme von Vertreter*innen aus Bildung und Antidiskriminierungsarbeit unterstreicht die Relevanz dieses Anliegens. Bereits im Januar war die Veranstaltung mit 160 Teilnehmenden ausgebucht.
Medienkontakt
Für weitere Informationen, Fotos und Zitate, die Vermittlung von Interviews oder den Kontakt zu den Veranstaltenden wenden Sie sich bitte an: Patricia Summa, E-Mail: patricia.summa@awo-mittelrhein.de, Tel.: 0221 846427 -08.